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Ernährungsgeschichte ab 1350 - Kulinarik WIKI

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Dieteticon des Meister Eberhard

Textstellen aus Physica der Hildegard von Bingen

Das „Kochbuch“ des Meister Eberhard ist eine Zusammenstellung von einigen mittelalterlichen Kochanweisungen und 3 Kapiteln aus »Physica« der Hildegard von Bingen. Die Behauptung, die Kochanweisungen seien Kopien aus dem »Buch von guter Speise« kann ich nicht bestätigen.

Das Eberhard-Buch ist Bestandteil einer Klosterhandschrift aus dem 15. Jahrhundert. Die Handschrift behandelt ausschließlich medizinische Themen und kompiliert bzw. kopiert einige bekannte Autoren des Mittelalters. Eberhard von (aus) Landshut soll ein Küchenmeister und Kochbuchautor gewesen sein. Er soll von 1405 bis 1450 gewirkt haben, lässt uns Wikilügia wissen. Dies ist in verschiedener Hinsicht verkehrt. Es mag durchaus so gewesen sein, dass am Hof von Herzog Heinrich XVI. ein Koch namens Eberhard zugange war, mit dem Rezeptbuch aus der Klosterhandschrift hatte er ganz sicher wenig zu tun.

  • Bl. 2r-3r = ‚Korpus der Klostermedizin‘, darin:
  • Bl. 2r/v = ‚Secretum secretorum‘, dt. (Auszug)
  • Bl. 3r-4v =‚Meister Alexanders Monatsregeln‘
  • Bl. 4v-32v = dt. / lat.: u.a. Rezepte, Melissentraktat und Kardobenediktentraktat (Bl. 12r), Zaubersprüche, Wundarznei ohne erkennbare Ordnung
  • Bl. 33r-34v = Medizinische Wasser
  • Bl. 34v = Sechs Heilpflanzen (dt. / lat.)
  • Bl. 35r-36v = Medizinische Rezepte gegen Stein
  • Bl. 36v-37v = Branntweintraktat
  • Bl. 37v = Heilkraft des grünen Kalamus
  • Bl. 38r-47v = Ortolf von Baierland: ‚Arzneibuch‘ (Auszüge)
  • Bl. 48r-52v = Heilpflanzen (dt. / lat.): Bäume, Kräuter
  • Bl. 52v-55v = Kräuterbuchkompilation u.a. aus ‚Macer‘, dt. (Vulgat-Fassung) (A2)
  • Bl. 56r-58v = Auszüge aus den pseudo-aristotelischen ‚Problemata physica‘ (lat.)
  • Bl. 59r-60v = Eberhart von Landshut: ‚Kochbuch‘ [es fehlt ein Blatt, das vielleicht weitere Kochrezepttexte enthalten haben könnte]
  • Bl. 60v-69r = Nahrungsmitteldiätetik (dt./lat.) aus Konrad von Eichstätt: ‚Regel der Gesundheit‘
  • Bl. 69r-70r = Medizinische Öle aus der Freiberger Arzneimittellehre
  • Bl. 73r-79r = Meister Albrant: ‚Roßarzneibuch‘
  • Bl. 79v-83v = Salben- und Pflasterrezepte

Die Abschriften aus Hildegard von Bingens Physica passen also thematisch in die Handschrift. 1963 schrieb Anita Feyl, ihre Dissertation zu dem Eberhard Kochbuch. Was sie in ihrer Dissertation übersah, war die Herkunft der lateinischen Texte, die sie nicht übersetzte oder intensiver darauf einging. Seit 1963 sind nun aber gut 60 Jahre vergangen und die Forschung schlauer. Man weiß sehr konkret, dass es keinen Buchautor aus der Küche des Herzogs gab und es sich um eine Klosterhandschrift handelt. Hier wäre man es doch der Historie schuldig, den Irrtum mal aufzuklären. Der Herzog von Bayern-Landshut soll auch kein Gourmet gewesen sein, daher macht auch für ihn ein Kochbuch keinen Sinn.

buchportal/dieteticon_des_meister_eberhard.txt · Zuletzt geändert: von pfefferbrot