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Deutsche historische Genusswelt

Culinary History der deutschen Küche

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Anna Wecker (1529-1597)

Das Kochbuch der Anna Wecker ist kein außergewöhnliches Kochbuch, doch es ist für seine Zeit auch nicht gewöhnlich. Das Buch entstand im ausgehenden 16. Jahrhundert und trug als Autorennamen den Namen einer Frau. Schon alleine das war nicht alltäglich. Aber, Anna Wecker war auch keine gewöhnliche Frau in ihrer Zeit.

Das Kind Anna wurde in eine sehr bedeutende Basler Dynastie von Händlern und Ratsherren hineingeboren. Die Eltern handelten nicht nur mit Tuch, sie waren auch sehr betucht. Die Familien Keller und Lombard gehörten zum Basler Patriziat. Durch ihre Brüder, Halbgeschwister aus der 1. und 2. Ehe des Vaters, erhielt sie für ein Mädchen ihrer Zeit eine gute Bildung. Die Familie war eng mit der Basler Hochschule verbunden, mit Theologen und Medizinern.

Vita der Anna Wecker


Anna Wecker war die Tochter des Basler Tuchherren Klemenz Keller (geb. 1470 Freiburg, Baden) und der Katharina Lombard ( ca. 1500 in Freiburg, FR). Für Keller war es die 3. Ehe.

Anna wurde ca. 1529/1530 in Basel geboren. Sie hatte noch 2 Brüder: Isaak, wahrscheinlich ihr Zwillingsbruder, und Johann Jakob (1531-1603). Aus den anderen Ehen ihrer Eltern gab es noch weitere Geschwister.

Kochbuch Anna Wecker

In erster Ehe war Anna mit Israel Aeschenberger (1520-1554) verheiratet. Aeschenberger war nicht Stadtschreiber in Altdorf bei Nürnberg, sondern Substitut des Stadtschreibers Johann Friedrich Ryhiners in Basel. Sie hatten eine gemeinsame Tochter Katharina. Nach dem Tod ihres Mannes, Annas Vater, verheiratete sich ihre Mutter mit Simon Grynäus (Griner). Griner verstarb nach kurzer Ehezeit am 1. August 1541 an der Pest. Aus der Ehe mit dem Stiefvater stammte Samuel Grynäus, der spätere Familienanwalt der Familie Keller.

Anna Keller wuchs in einem recht begüterten Haushalt auf. Einige ihrer Geschwister folgten dem Vater und wurden Geschäftsmann, ihr Bruder Isaak ging den wissenschaftlichen Weg, wurde Mediziner und Rektor an der Hochschule in Basel. Sie lernte Johann Jakob Wecker kennen, den sie heiratete und mit dem sie in Colmar (Elsass) heimisch wurde. Wecker wurde zum Stadtphysikus in Colmar berufen.

Das Leben an der Seite von Johann Jakob Wecker prägte Annas weiteres Leben. Sie kümmerte sich um die Kranken, die ihr Mann versorgte. Wie sie im Vorwort zu ihrem Buch die Nachwelt wissen lässt, hat sie bei ihrem Mann gelernt Krankenakten zu führen und seine Patienten zu beobachten und hinsichtlich der Ernährung zu beraten. Im Ergebnis dieser Aufzeichnungen entstand offenbar ihre Rezeptsammlung.

Nach dem Tod von Wecker siedelte Anna nach Altdorf bei Nürnberg um, wo ihr Tochtermann (Annas Worte) Rektor an der jungen Universität wurde. Sie verstarb 1597. Wohl auf Initiative von Taurellus, des Tochtermannes, kam das Kochbuch der Anna Wecker in Druck.

Das Cover des Kochbuches soll Anna Wecker in ihrer Küche zeigen. Das kann sein, muss aber nicht. Ich denke auch nicht, dass es die weckersche Küche darstellte.

Das Kochbuch der Anna Wecker


Kochbuch Anna WeckerAuch wenn es Kochbuch heißt, so betrachte ich das Buch als Dieteticon, um in der Sprache der Zeit zu bleiben. Das gesamte Buch stellt auf eine Kost für Kranke ab, die das Primat hat. Michael van Orsouw stellt in seinem Artikel für die Schweizerische Nationalbibliothek über Anna Wecker diverse Fragen und Behauptungen auf, die ich so nicht unterstreichen möchte. Anna Wecker war wohl in Basel geboren, ihr Leben verbrachte sie im Elsass. Das Buch wurde auch nicht in Basel gedruckt, sondern in Altdorf und war Juliana Prinzessin von Oranien gewidmet. Was Orsouw verkennt, ist die Spezifizierung des Buches. Ich möchte die Rezepte insgesamt nicht als einfache, gutbürgerliche Küche bezeichnen. Nicht 1598. Alle Zutaten in den Rezepten sind weit über dem gutbürgerlichen Stand. Die Weckerin verweist eingangs auch darauf, dass zu den Patienten ihres Mannes nicht wenig Vertreter adliger Kreise gehörten. Anders hätte Wecker gar nicht überleben können. Die Zutaten der Gerichte darf man durchaus als Luxusartikel bezeichnen. Rosenwasser, Zimtbrühe, Bitterorangen, Feigen, Datteln und anderes mehr.

Orsouw stellt die Frage, warum Anna Wecker in Vergessenheit geriet. Dafür mag es einige Erklärungen geben. Das dass Buch erst nach ihrem Tod erschien hat seine Ursache wohl darin, dass es nicht sehr populär war, dass Frauen als Autor namentlich in Erscheinung traten. Ohne ihren Tochtermann Taurellus wäre es wohl auch kaum erschienen. Taurellus, selber Arzt und Rektor in Altdorf, versprach sich davon eine Aufarbeitung seines eigenen angeknacksten Rufes. Taurellus war ein interessanter Mann seiner Zeit, aber nicht wirklich aller Wissenschaftler Freund. Nennen wir ihn einen christlichen Querulanten, wie den Drucker Michael Forster.

Anna Wecker sei zu wenig emanzipiert gewesen, meint Orsouw, sie war ja nur die Gehilfin ihres Mannes. Ich meine, J.J. Wecker hat seiner Frau sehr viel Emanzipation zugestanden. Sie schrieb seine Bücher, und gehörte dem Netzwerk Weckers an, das seine Bücher im wahrsten Sinne des Begriffes kompilierte. Zu diesem Netzwerk gehörte auch Taurellus, der spätere Tochtermann. Anna Wecker war eine Basler Patriziertochter, die durchaus auch Standesdünkel besaß, wie aus diversen Bemerkungen in den Kochanleitungen zu lesen ist. Anna Wecker war sich ihrer Stellung als Ehefrau des J.J. Wecker durchaus bewusst. Sie war kein Dummchen am Herd, sie war eine starke und durchaus emanzipierte Frau. Ich bin auch nicht der Auffassung wie Rudolf Trefzer, aus den Kochanleitungen spräche protestantische Mäßigung und Nüchternheit. Die Kochanweisungen sind weit weg davon. Mit einigen Beispielen werde ich das verdeutlichen.

Als protestantische Mäßigung wird immer das Gegenteil von katholischer „Raffinesse“, sprich Völlerei, bezeichnet. Jetzt kann man sich darüber streiten, ob katholische Völlerei wirklich Kranken zuträglich ist, und genau diese Frage stellt die Weckerin mehrfach. Sie mahnt die Kranken, sich im Sinne der Gesundheit in ihrem Essverhalten zu mäßigen, denn die Völlerei ist aller Krankheit Anfang. Es ist beachtlich, wie viel man doch im 16. Jahrhundert bereits über den Zusammenhang von Essverhalten und Krankheiten wusste.

Die Schwierigkeit des Buches, warum es so wenig populär geblieben ist, kann an seiner Geschichte liegen. Es gibt nur ein Buch der Anna Wecker, das Original. Alle anderen Ausgaben, die sehr früh gemeinfrei wurden, sind nur noch Bearbeitungen. Hier haben sich diverse Autoren zu schaffen gemacht, die das Werk der Anna Wecker stellenweise sehr stark verfälschten. Dazu kommt, dass die Diätik des Buches im Laufe der Jahrhunderte in großem Maße seinen Sinn verloren hat.

☝ Lese dazu: Aus Büchern Bücher machen- Simone Zweifel

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