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kuechenerbe:schlesisches_kuechenerbe [Deutsche historische Genusswelt]

Deutsche historische Genusswelt

Culinary History der deutschen Küche

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~~META: creator = Justine Marén &date valid = 2023-01-15 → 2023-12-15 ~~

Schlesisches kulinarisches Erbe in Berlin

Bevor die schlesische Küche die Kochtöpfe in Berlin-Brandenburg füllte, hatten die Holländer und Franzosen bereits gut vorgearbeitet. Die Holländer kamen mit der Prinzessin von Oranien ins Land, die Franzosen mit dem Edikt des Großen Kurfürsten. Doch die Peuplierung hatte die Mark schon seit ihrer Gründung geprägt. Jaxa von Kopnick setzte ebenso auf Ansiedlung wie die Askanierfürsten.

Schlesien wurde erst im 18. Jahrhundert dazu gewonnen. Von 1740/45 führte Friedrichs II. seine »Schlesischen Kriege«. Bis 1918 gehörte der größte Teil Schlesiens zum Königreich Preußen, danach zum Freistaat Preußen und von 1871 bis 1945 zum Deutschen Reich. Seit dieser Zeit, wie die Kochbuchliteratur beweist, hat sich auch die schlesische Küche in Berlin-Brandenburg niedergelassen. Sie hat wohl auch den größten Anteil an der kulinarischen Migration und fand Freunde bis hinein ins Kaiserhaus. Von unserem letzten Kaiser weiß man, dass er versessen war auf schlesischen Streuselkuchen.

Von vielen Gerichten, die regional zur »Hausmannskost« gezählt werden, wissen noch die Wenigsten, dass sie schlesischen Ursprungs sind. Auch ich bin mit der schlesischen Küche aufgewachsen, da meine Oma nur schlesisch gekocht hat. Kein Weihnachten ohne Mohnpielen, wenigstens 1x im Monat Spirkel mit Wompakitt, zu jedem Geburtstag Streuselkuchen und das Häckerle. Oh je, der Uraltschlesier verzeihe mir, wie kann ich den stolzen Heinrich und das Himmelreich vergessen?

Und wer jetzt denkt, das alles wurde nur von den armen Berlinern und den Dienstboten verzehrt, der irrt gewaltig, denn all diese Gerichte gehörten zur gutbürgerlichen Küche und gehörten in den reichen Haushalten zum Speiseplan. Es gibt zwei Kochbücher die das beweisen. Beide Kochbücher stammen aus dem Jahr 1785 bzw. 1795.

Das »Neue berlinische Kochbuch« wurde mehrfach aufgelegt, doch immer unter einem anderen Herausgeber und Titel. Ich denke, der Autor war Jakob Gantert. Gantert hat rund 10 Jahre später ein dreibändiges Kochbuch herausgebracht, indem sich viele Kochanweisungen wiederfinden.
Das zweite Kochbuch von F.C. Fontane, der angeheirateten Großmutter von Theodor Fontane, wurde von den Enkelinnen nach Rezepten aus dem Jahre 1795 herausgegeben. Der Titel: Wie man in Berlin zur Zeit der Königin Luise kochte, ist in meinen Augen nicht ganz korrekt. Erst einmal hat F.C. Fontane zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in Berlin gelebt, sie war fast gleichaltrig mit Luise und 19 Jahre alt. Die meisten Kochanweisungen dieses Buches sind schlesisch. Einen nicht geringen Teil der Rezepte haben die jungen Damen Fontane auch aus anderen Quellen kopiert. Der Hauptteil der Rezepte sind Gebäck und Mehlspeisen.

Schlesische Rezepte - Index



Was steht heute davon noch auf dem Küchenzettel?


Das Rauchfleisch mit Backobst und Klößen findet man in diversen gutbürgerlichen Kochbüchern, jedoch nicht unter der Bezeichnung »Schlesisches Himmelreich«. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Opferspeise, die prinzipiell an Weihnachten gekocht wurde. Zum Ritual gehörte, dass in der Nacht vor dem heiligen Abend in der guten Stube der Tisch festlich gedeckt wurde um die Götter gnädig zu stimmen. Es wurden die „Opferspeisen“ aufgetragen, wozu auch die Mohnpielen gehörten.

Im Raum Berlin sind alle Speisen und Backwerke mit Mohn nach wie vor sehr beliebt. Mohnpielen, Mohnstolle, Mohnzopf, Mohnkuchen. Überall Mohn wo es passt. Die Rosinen dürfen dabei meist nicht fehlen. Am Weihnachtsabend muss es bei den echten Berlinern der Kartoffelsalat sein, warm oder mit Mayonaise. Silvester der Karpfen mit süßer Soße. Von dem „Stolzen Heinrich“ ist leider nur noch eine ordinäre Bratwurst übrig, die nicht einmal mehr die schöne Malzbiertunke bekommt. Das Gericht Kartoffelpüree mit dicken Grieben ist kaum noch bekannt. Die süßen Klöße werden immer noch gerne mit Vanillesoße zum Nachtisch gewählt, wohingegen der Sauerbraten mit Apfelgemüse dem rheinischen Sauerbraten gewichen ist.

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